Am elften Tag
unserer Reise ging es für uns nach Indiana. Die Änderungen der
geplanten Strecke im Norden brachten diesen Bundesstaat auf die
Reiseroute. Für Indiana sind einige Herbarbelege bekannt, allerdings
ohne GPS-Angaben für den genauen Standort. So waren wir auf die
dünnen Beschreibungen angewiesen, welche den Funden beigefügt
waren.
Auf der Fahrt zu einem dieser Orte fielen uns an der Interstate
einige Pflanzen von Silphium perfoliatum auf. Sofort merkten
wir uns die Stelle und verließen die Interstate an der nächsten
Abfahrt. Mit der Hilfe des iPads navigierten wir uns durch das Netz
auf Landstraßen und Feldwegen an die beobachtete Stelle und
sammelten die Samen ein. Leider fiel mir auf, dass viele der die
Becherpflanzen umgebenen Pflanzen, für die Region ungewöhnlich
waren und so keimte Skepsis auf. Entweder waren die Pflanzen also mit
ihren Begleitpflanzen gesetzt worden oder hatten sich eben zwischen
diesen etabliert. Dies trübte den erfreulichen Fund, wollen wir doch
Saatgut von Pflanzen aus Naturstandorten ernten.
Die üppigen Silphium perfoliatum Horste an einem diversitätsreichen Standort in Indiana. |
Wir fuhren also
weiter zu den eigentlichen beschrieben Standort in der Nähe von
Lafayette. Der Weg führte nun über Landstraßen und Feldwege die
uns die Notwendigkeit unseres Jeeps vor Augen führten. Nach ein paar
Häusern passierten wir eine Kurve, als unsere Augen groß wurden.
Die Straße durchschnitt eine große offene Fläche, die an einen
Wald grenzte. Uns bot sich, nach dem rauen Norden, ein schon fast
tropischer Anblick. Wir sahen ein Meer aus Blüten und jede Menge
Silphium. Mit unseren mittlerweile geübten Auge erkannten wir
schnell, dass diese Oase sich in Privatbesitz befand.
Geistesgegenwärtig winkte Lukas einen Herrn heran, der vom nächst
gelegen Haus mit dem Auto startete. Nach einem kurzem Gespräch, in
dem wir unser Vorhaben erklärten, willigte der Herr etwas erstaunt
ein und wir durften die Samen in seiner privaten Wildnis sammeln.
Die violetten Blüten von Vernonia gigantea leuchten schon von Weitem. |
Das Orangerote Springkraut ist mit dem heimischen Rühr-mich-nicht-an Springkraut (Impatiens noli-tangere) verwandt. |
Die Kompasspflanze in voller Größe. |
Neben den prächtigen Becherpflanzen fanden wir auch das Orangerote
Springkraut (Impatiens capensis), die Hohe Scheinaster (Vernonia
gigantea) und einen Kolibri. Das kleine Kerlchen sauste wild zwischen
den Blüten umher und ließ sich leider nicht fotografieren. Beflügelt durch
diesen Fund und vor Freude über die Sichtung des Kolibris machten
wir uns auf Richtung Michigan.
Nur wenig später
fanden wir rein zufällig am Straßenrand zum ersten mal Silphium
laciniatum. Diese im deutschen als Kompasspflanze bezeichnete Art
überragte alle anderen Präriepflanzen. Den Namen verdankt sie der
Tatsache, dass ihre stark eingeschnittenen Blätter sich entlang der
Nordsüdachse ausrichten. Natürlich wurden auch von ihr einige Samen
eingepackt.
Die Ausrichtung der Blätter der Kompasspflanze gaben ihr den deutschen Namen. |
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