Dienstag, 20. September 2016

Beflügelt – unsere Fahrt nach Indiana

Am elften Tag unserer Reise ging es für uns nach Indiana. Die Änderungen der geplanten Strecke im Norden brachten diesen Bundesstaat auf die Reiseroute. Für Indiana sind einige Herbarbelege bekannt, allerdings ohne GPS-Angaben für den genauen Standort. So waren wir auf die dünnen Beschreibungen angewiesen, welche den Funden beigefügt waren.

Auf der Fahrt zu einem dieser Orte fielen uns an der Interstate einige Pflanzen von Silphium perfoliatum auf. Sofort merkten wir uns die Stelle und verließen die Interstate an der nächsten Abfahrt. Mit der Hilfe des iPads navigierten wir uns durch das Netz auf Landstraßen und Feldwegen an die beobachtete Stelle und sammelten die Samen ein. Leider fiel mir auf, dass viele der die Becherpflanzen umgebenen Pflanzen, für die Region ungewöhnlich waren und so keimte Skepsis auf. Entweder waren die Pflanzen also mit ihren Begleitpflanzen gesetzt worden oder hatten sich eben zwischen diesen etabliert. Dies trübte den erfreulichen Fund, wollen wir doch Saatgut von Pflanzen aus Naturstandorten ernten.
Die üppigen Silphium perfoliatum Horste an einem diversitätsreichen Standort in Indiana.
Wir fuhren also weiter zu den eigentlichen beschrieben Standort in der Nähe von Lafayette. Der Weg führte nun über Landstraßen und Feldwege die uns die Notwendigkeit unseres Jeeps vor Augen führten. Nach ein paar Häusern passierten wir eine Kurve, als unsere Augen groß wurden. Die Straße durchschnitt eine große offene Fläche, die an einen Wald grenzte. Uns bot sich, nach dem rauen Norden, ein schon fast tropischer Anblick. Wir sahen ein Meer aus Blüten und jede Menge Silphium. Mit unseren mittlerweile geübten Auge erkannten wir schnell, dass diese Oase sich in Privatbesitz befand. Geistesgegenwärtig winkte Lukas einen Herrn heran, der vom nächst gelegen Haus mit dem Auto startete. Nach einem kurzem Gespräch, in dem wir unser Vorhaben erklärten, willigte der Herr etwas erstaunt ein und wir durften die Samen in seiner privaten Wildnis sammeln.

Die violetten Blüten von Vernonia gigantea leuchten schon von Weitem.
Das Orangerote Springkraut ist mit dem heimischen Rühr-mich-nicht-an Springkraut (Impatiens noli-tangere) verwandt.


Die Kompasspflanze in voller Größe.
Neben den prächtigen Becherpflanzen fanden wir auch das Orangerote Springkraut (Impatiens capensis), die Hohe Scheinaster (Vernonia gigantea) und einen Kolibri. Das kleine Kerlchen sauste wild zwischen den Blüten umher und ließ sich leider nicht fotografieren. Beflügelt durch diesen Fund und vor Freude über die Sichtung des Kolibris machten wir uns auf Richtung Michigan. 

Nur wenig später fanden wir rein zufällig am Straßenrand zum ersten mal Silphium laciniatum. Diese im deutschen als Kompasspflanze bezeichnete Art überragte alle anderen Präriepflanzen. Den Namen verdankt sie der Tatsache, dass ihre stark eingeschnittenen Blätter sich entlang der Nordsüdachse ausrichten. Natürlich wurden auch von ihr einige Samen eingepackt.



Die Ausrichtung der Blätter der Kompasspflanze gaben ihr den deutschen Namen.

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